Der Biber – an der Elbe zu Hause
Nachdem der Biber im 19. Jahrhundert in Europa kurz vor dem Aussterben stand, ist er, auf Grund von intensiven Schutzbemühungen, heute wieder ein Bestandteil unserer Flussauen. Das Einzugsgebiet der Elbe spielt dabei für den Biber eine bedeutende Rolle, denn hier liegt sein Verbreitungsschwerpunkt. Auf den folgenen Unterseiten erfahren Sie mehr über den Biber, seinen Lebensraum und seine Lebensweise.
- Biberspuren
- Ausstellung Biberfreianlage
- Ausstellung Biberfreianlage
- Lehrtafel Biber
- Fraßspuren vom Biber
- Aussichtsturm Biberfreianlage
- Aussichtsturm Biberfreianlage
- Biber
- Biber
Merkmale
Der Biber ist mit einer Größe von bis zu 1,35 m das größte in Europa beheimate Nagetier. In vielerlei Hinsicht hat er sich perfekt an das Leben an und im Wasser angepasst. So besteht seine hellbraune bis braunschwarze Fellschicht aus bis zu 23.000 Haaren/cm² (Vergleich Mensch: ca. 300 Haare/cm²) und schützt ihn somit optimal vor Feuchtigkeit und Auskühlung. Sein Fell muss der Biber regelmäßig putzen und fetten. Zu diesem Zweck verteilt er mit seinen Vorderpfoten ein fetthaltiges, in speziellen Drüsen produziertes Sekret (Bibergeil) in seinem Fell. Die zweite Hinterfußzehe, die als Doppelkralle ausgebildet ist, wird dabei als eine Art Kamm eingesetzt. Darüber hinaus machen ihn die Schwimmhäute zwischen den Zehen seiner Hinterfüße und sein abgeflachter, haarloser aber beschuppter Schwanz (auch „Kelle“ genannt), zu einem ausgezeichneten Schwimmer. Bei seinen bei Gefahr bis zu 20-minütigen Tauchgängen kann er seine Ohren und Nasenlöcher, zum Schutz vor Wassereintritt, verschließen. Seine Augen schützt er durch eine hauchdünne, transparente „Nickhaut“. Im Gegensatz zum Bisam oder Nutria, bei denen beim Schwimmen Kopf und Rücken aus dem Wasser ragen, ist vom Biber nur der Kopf zu sehen.
Um die starke Abnutzung der Zähne zu kompensieren besitzt der Biber, wie alle Nagetiere, nachwachsende Schneidezähne, die zudem mit einer dicken orangefarbenen Schmelzschicht versehen sind.
Lebensraum und Lebensweise
Der Biber ist ein semiaquatisches Säugetier, also ein Tier welches sich sowohl im Wasser, bevorzugt in Flüssen und Seen, als auch an deren Uferbereichen aufhält.
Um sich sein Zuhause einzurichten, ist es nicht unüblich, dass der Biber sein Umland in seinem Sinne aufwändig umgestaltet. Dabei dreht sich alles um die Biberburg, in der der Biber Zuflucht findet und seine Jungen ungestört aufziehen kann.
So ist der dämmerungs- und nachtaktive „Handwerker“ ständig damit beschäftigt seinen zuvor angelegten Damm zu kontrollieren und bei Bedarf zu reparieren, damit das dadurch angestaute Wasser stets die optimale Wasserhöhe aufweist. Dieses Wasser schützt ihn vor ungebetenen Gästen in seiner Burg, deren Wohnkessel oberhalb, der Eingang aber unterhalb der Wasseroberfläche liegt. Der Wohnkessel kann einen Durchmesser von bis zu 120 cm und eine Höhe von bis zu 60 cm erreichen. Um die Burg bauen zu können benötigt der Biber eine ausreichend steile Uferböschung, in die er eine Höhle graben kann.
Das angestaute Wasser schützt den Biber nicht nur vor Eindringlingen in seine Burg, sondern es bildet zugleich ein optimales Biotop für seine Lieblingsnahrung, wie Seerosen, Wasserlilien, Weiden oder Pappeln. Bei den Gehölzen verspeist er bevorzugt die frischen Triebe und Blätter. Kann er diese nicht erreichen, wird der Baum auch mal von dem, weniger im Klettern, aber dafür im Baumfällen umso talentierteren Tier, gefällt. Mit seiner enormen Bisskraft kann der Biber dabei Gehölze mit einem Stammdurchmesser von bis zu einem Meter fällen. Im Winter muss der Biber seine Hauptnahrungsquelle auf die, weniger schmackhafte, Rinde der Gehölze reduzieren, die er bereits im Herbst in der Nähe des Baus deponiert.
Verbreitung
Bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Biber durch direkte Verfolgung und Lebensraumzerstörung in Europa großflächig ausgerottet. Lediglich in vier isolierten Restgebieten konnte die Art erhalten werden, zu welchen auch die Mittlere Elbe zählte.
Heute ist der Biber auf Grund umfangreicher Schutzbemühungen wieder häufiger anzutreffen. Europaweit ist der Biber von der Nordmongolei, über Osteuropa und Polen bis nach Deutschland, Frankreich und Skandinavien verbreitet. In Deutschland erstreckt sich der Schwerpunkt seines Vorkommens immer noch auf das Einzugsgebiet der Mittleren Elbe in Sachsen-Anhalt (Kernvorkommen der autochthonen Elbebiber). Von insgesamt 6.000 in Deutschland lebenden Bibern, sind 1.200 an der Mittleren Elbe zu Hause. Weiterhin lässt sich der Biber entlang des Einzugsbereichs der Elbe von Sachsen über Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bis nach Niedersachsen antreffen. Auch der bayrische Bestand, welcher jedoch auf die Einbürgerung von Europäischen Bibern gemischter Herkunft zurückgeht, ist mittlerweile vergleichsweise groß. Zwischen folgenden Unterarten wird in Deutschland unterschieden:
- Castor fiber: Bayern
- Castor fiber albicus: hauptsächlich Mittlere Elbe
- Castor fiber vistulans: kleine Population an der mittleren Westgrenze Deutschlands
- Castor fiber galliae: Südwestdeutschland
Gefährdung und Schutzstatus
In der Vergangenheit hat vor allem die direkte Verfolgung des Bibers zur Dezimierung der Bestände geführt. Vor allem wegen seinem Fleisch, Fell und dem so genannten „Bibergeil“ war er sehr gefragt. Heute spielen diese Gefährdungsfaktoren keine Rolle mehr. Vielmehr findet der Biber an den begradigten und verbauten Flüssen kaum noch die Bedingungen vor, die er zum Bau seiner Biberburg benötigt. Auch die Auenwaldfreien Flussabschnitte sind für den Biber, auf Grund der fehlenden Nahrungs- und Baumaterialverfügbarkeit, nicht nutzbar. Des Weiteren stellt die zunehmende Zerschneidung unserer Landschaft durch die Verkehrstrassen aktuell einen hohen Gefährdungsfaktor dar.
Doch durch die umfangreichen Schutzbemühungen der letzten Jahrzehnte ist dennoch ein positiver Trend der Biberbestände in Deutschland zu verzeichnen. So findet er durch die Ausweisung von Schutzgebieten und Biberschongebieten sowie die Renaturierung von Auenwäldern wieder häufiger geeignete Bedingungen für seinen aufwändigen Lebensstil vor. Zudem wurde die Ausbreitung des Bibers durch gezielte Wiederansiedlungsprojekte gefördert.


FFH-Richtlinie: streng zu schützende Tierart von gemeinschaftlichen Interesse
Es ist gesetzlich untersagt, jegliche Beeinträchtigung und Veränderung seines Lebensraumes vorzunehmen.
Es ist verboten, ihm nachzustellen, ihn zu fangen, zu verletzen, zu töten bzw. seine Dämme und Burgen zu beschädigen.
Funde von toten oder verletzten Tieren sind den zuständigen Ansprechpartnern zu melden.