Obstbäume – eine Arche Noah für Vögel und Insekten
Alte knorrige Äste, krumme, mit Löchern und Spalten versehene Stämme – derartige Wuchsformen von Obstbäumen sind für Vögel und Insekten ein wahres Paradies. Doch nicht jede Anbauform bringt solche Bäume hervor. Dementsprechend kann die Artenvielfalt von Anbauform zu Anbauform stark variieren. So können Obstbäume ebenso wie eine Arche Noah für den Artenschutz, auch eine triste Monokultur sein.
Auf den folgenden Unterseiten erfahren Sie, warum ein Obstbaum nicht gleich ein Obstbaum ist, welche Anbauformen, Arten und Sorten es gibt und wie sich diese auf die Biozönose auswirken.
- Wildobst Birne
- Apfelblüte
- Apfelblüte
- Asidgraben
- Obstbaumpflanzung
- Führung Obstbaumschnitt
- Obstbaumschnitt Landhaus
- Danziger Kantapfel
- Obstsortenbestimmung
- Obstsortenbestimmung
- Obstsortenbestimmung
- Mobile Obstpresse
Kulturobst
Kulturobst ist das wirtschaftlich nutzbare Ergebnis langjähriger Züchtungen aus Wildobst. Aus ökologischer Sicht ist neben der Obstsorte vor allem die Anbauform ein wichtiges Differenzierungsmerkmal. So kann der ökologische Wert derselben Sorte zwischen einer Obstplantage und einer Streuobstwiese erheblich variieren. Bei Obstplantagen handelt es sich zumeist um Monokulturen, deren Gehölze in Wuchsform und -höhe für die wirtschaftliche Nutzbarkeit optimiert wurden. Ökologische Nischen wie Baumhöhlen oder Tot- und Moderholz lassen sich hier kaum finden. Auch die Krautschicht ist zumeist wesentlich artenärmer.
Ganz anders gestaltet sich die Situation auf Streuobstwiesen. Zunächst wachsen hier meist verschiedene Sorten nebeneinander, womit von vornherein eine größere Strukturvielfalt vorhanden ist. Darüber hinaus lassen sich auf den Streuobstwiesen Gehölze unterschiedlichen Alters finden. Vor allem die knorrigen, alten Gehölze mit ihren Ritzen und Spalten, mit ihren Höhlen und Totholz bieten zahlreiche Lebensstätten. Ob Ortolan, Neuntöter oder Pirol, sie alle finden auf der Streuobstwiese Nistmöglichkeiten sowie ausreichend Nahrung. Untersuchungen ergaben, dass rund 200 Vogelarten Streuobstwiesen zur Nahrungssuche nutzen, Obstplantagen hingegen lediglich 20 Arten. Zu diesem Umstand tragen nicht nur die Gehölze selbst, sondern auch die Unterschiede hinsichtlich der Krautschicht bei. Während Obstplantagen in Folge der maschinellen Bearbeitung durch eine verarmte Krautschicht gekennzeichnet sind, ist die Artenvielfalt auf Streuobstwiesen weitaus höher. Auch im Vergleich zu anderen naturnahen Lebensräumen ist die Artenvielfalt auf Streuobstwiesen auf Grund der halboffenen Landschaft mit „Übergangscharakter“ außergewöhnlich hoch.
Auch der Mensch kann hier verschiedene Leckereien finden. Die folgenden Übersichten zeigen Ihnen wann sie welches Obst ernten können.
Wildobst
Die lichtliebenden, konkurrenzschwachen Wildobstarten, wie Wildapfel und – birne, sind überwiegend in den Hartholzauen der großen Flusssysteme oder auf trockenen Standorten anzutreffen. An der Mittleren Elbe zählen sie zu den charakteristischen Bestandteilen der Auenwälder. Auch wenn sie, wie die meisten Arten mäßig trockene bis frische Standorte bevorzugen, wurden sie oft von konkurrenzstärkeren Arten auf Sonderstandorte verdrängt. Doch auch hier lassen sich heute nur noch wenige reine Wildobstarten finden. Auf Grund der leichten Kreuzungsfähigkeit (Hybridisierung) mit unserem Kulturobst ist das Genmaterial heute weitgehend vermischt. So gefährdet das Kulturobst jene Obstarten aus welchen sie höchstwahrscheinlich einst entstanden sind. Die Unterscheidung von Wildobst, Hybriden und verwildertem Kulturobst kann auf Grund der fließenden Übergänge teilweise sehr schwierig sein. Die folgende Übersicht soll Ihnen dabei helfen:
Sowohl der Wildapfel als auch die Wildbirne gehören zur Familie der Rosengewächse. Die meist strauchförmigen Gehölze, teilweise auch kleinen Bäume erreichen eine maximale Höhe von 15 m. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Arten war stets gering. So wurde das schwere, harte aber wenig dauerhafte Holz für die Holzverarbeitung nur wenig geschätzt. Außer für Drechslereien und Kunsttischlereien fand es daher selten Verwendung. Trotz der besseren Verarbeitbarkeit der Wildbirne, konnte auch sie sich nie wirtschaftlich durchsetzen.
Die ökologische Bedeutung der Wildobstarten hingegen ist ungleich höher. So tragen die dicht verzweigten Bäume und Sträucher auf vielerlei Weise zu einer Erhöhung der Artenvielfalt bei. In dem dichten Astwerk finden viele Vogelarten Möglichkeiten zu nisten. Darüber hinaus wird das Astwerk von Fledermäusen als Tagesquartier sowie von weiteren kleinen Tierarten als Versteck genutzt. Von den Blättern, Blüten und Früchten werden zudem viele Insekten oder Wildschweine satt.
Der Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ setzt sich für den Erhalt dieser ursprünglichen Arten ein. Dafür wurde zunächst in den Jahren von 2002 bis 2005 der Bestand an Wildapfel und -birne in den Flussauen der Elbe und Mulde im Gebiet zwischen Dessau und Wörlitz per GPS erfasst und vermessen. Um Kenntnisse über den Hybridisierungsgrad, der erfassten Gehölze, zu erlangen, wurde die genetische Struktur einiger Gehölze untersucht, von denen ein großer Teil als wildformnah eingestuft werden konnte. Da auf Grund der starken Hybridisierung eine natürliche Verjüngung von Wildapfel und -birne kaum noch stattfindet, muss auch in diesem Bereich, mittels einer kontinuierlichen Nachzucht, nachgeholfen werden.
Projekte
Kulturobst
Genresource Streuobst
Seit 1995 werden mindestens einmal jährlich in Zusammenarbeit mit dem NABU Sachsen Anhalt und anderen Partnern öffentliche Obstsortenbestimmungen organisiert. Von erfahrenen Pomologen wird dabei viel interessantes Wissen zu unseren heimischen Landsorten vermittelt. Es werden Informationen über Entstehung, Herkunft und Verbreitung, über die Nutzung, den Anbau und natürlich das Aussehen der alten Sorten angeboten.
Allein im Dessau-Wörlitzer Gartenreich konnten in diesem Rahmen schon über 110 Apfelsorten nachgewiesen werden. Kommen auch Sie vorbei und lassen Sie sich von der Vielfalt des Gartenreiches beeindrucken!
Im Rahmen eines Förderprojektes werden die vorliegenden Obstsortenbestimmungen recherchiert, in einer Datenbank zusammengefasst und ausgewertet. In Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Pomologen, Herrn Sigurd Schossig, werden Sortenbeschreibungen in der Region häufig auzutreffender Apfelsorten vorgenommen. Auf der Grundlage von Ähnlichkeitsgruppen soll so erstmals ein Bestimmungsschlüssel für ca. 100 Sorten erarbeitet werden.
Außerdem konnten ca. 100 neue Obstbäume im Gartenreich gepflanzt werden, darunter auch, in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, ein Exemplar des Roten Ananasapfels. Damit hat eine seltene und ursprünglich vom Stieglitzer Berg stammende Apfelsorte wieder einen Platz im Luisium gefunden.




Regioobst
Regioobst, ein Kooperationsprojekt verschiedener Partner der LEADER-AG Anhalt, Mittlere Elbe-Fläming und Dübener Heide, wurde initiiert, um die Wettbewerbsfähigkeit regionaler Produkte zu stärken. Unser Verein übernahm dabei die Aufgabe die aktuellen Obstbestände in der Region zu erfassen sowie den notwendigen Pflegezustand und die wirtschaftliche Nutzung einzuschätzen.
Ertragsermittlung, Analyse regionaler Stoffströme und Verarbeitungspotentiale sowie eine kooperative Informationsreihe zu neuen Verarbeitungs- und Anwendungsmöglichkeiten sollen dabei helfen, bestehende regionale Netzwerke auszubauen und zu verfestigen. Neben der Förderung regionaler Wirtschaftsstrukturen bewirkt die Sicherung und der dauerhafte Erhalt bzw. die Weiterentwicklung von Streuobstbeständen auch positive Effekte, wie bspw. die Verbesserung des Landschaftsbildes.
Wildobst
Erhaltung der genetischen Ressourcen von Wildobst im Biosphärenreservat „Mittelelbe“ sowie Entwicklung von Vermehrungsstrategien
Im Rahmen dieses Projektes (2011 bis 2013) wird das Wildobstvorkommen im Bereich des Biosphärenreservates „Mittelelbe“ großflächig genetischen Untersuchungen unterzogen. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse sollen anschließend mit den bereits vorhandenen Daten zusammengeführt werden, um folglich eine einheitliche Datengrundlage zu schaffen. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt bei der Wild-Birne, da an dieser Baumart noch nie genetische Merkmale identifiziert wurden.
Diese Erkenntnisse wiederum bilden die Grundlage für die Entwicklung von Vermehrungsstrategien. Denn nur durch die genetischen Untersuchungen können sichere Aussagen über die Wildformnähe getroffen werden und damit auch die erhaltungswürdigen Bäume identifiziert werden.
Als weitere und wichtigste Aufgabe des Projektes gilt die Ausweisung eines Herkunftsgebietes, welches dann als Genressource für die Anzucht wildformnaher Bäume dienen soll. Die Pflanzen können später wieder für Pflanzungen in der Region genutzt werden. Der entsprechende Bedarf wurde bereits recherchiert Das Herkunftsgebiet soll über folgende Eigenschaften verfügen:
– möglichst kein Vorkommen von Kulturobst und kulturbeeinflusstem Wildobst in einem Umkreis von ca. 1.000m
– möglichst hoher Anteil wildformnaher Bäume, welche nicht zu alt sind und über eine ausreichende Vitalität verfügen
Aus diesem Projekt sollen in der Summe Handlungsrichtlinien und Umsetzungsvorschläge für das Biosphärenreservat erarbeitet werden.
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