Die „Biegsame“ – mit Nutzen für Mensch und Natur
Die biegsamen Zweige der Weide haben sich nicht nur für die Fortpflanzung dieser Artenfamilie, welche bis an die Flussufer heran wachsen kann, als nützlich erwiesen. Auch der Mensch hat die leichte Verarbeitbarkeit der Zweige stets geschätzt, weshalb sie schon lange zur Herstellung von Körben oder für das Bauhandwerk genutzt werden. Aus dieser Nutzungsform haben sich schließlich die auffälligen Kopfweiden entwickelt. Auf den folgenden Unterseiten erfahren Sie mehr über die Ökologie von Weiden und über ihre kulturhistorische Nutzung.
- Beschnitt Kopfweiden
- Kopfweide Walternienburg
- Weidenpflanzung
- Weidenpflanzung
- Weide am Muldeufer
-
Muldewiese
Ökologie
Weiden (von althochdeutsch „wîda“: ‚die Biegsame‘) bestehen, wie der Name es sagt, aus besonders biegsamen Ästen und Zweigen. Diese erlauben es ihr, besonders nah an fließenden Gewässern zu wachsen. Hängen Äste und Zweige im Wasser und sind damit den Kräften der Strömung ausgesetzt, brechen diese nicht einfach ab, sondern sie können sich dynamisch an die Bewegungen des Wassers anpassen.
Doch auch für das Abbrechen von Ästen und Zweigen, was bei starkem Hochwassser durchaus nicht unüblich ist, haben die Weiden Strategien entwickelt. So nutzen viele Arten wie bspw. die Bruchweiden (Salix fragilis) die abgebrochenen Zweige einfach für ihre vegetative, also ungeschlechtliche, Vermehrung. D.h. dass sich dort wo die Zweige angeschwemmt werden, wieder neue Gehölze aus diesen entwickeln.
In unseren Breiten sind die Weiden als Charakterbaumart der Weichholzaue natürlicherweise dem Hartholzauenwald vorgelagert und schützen ihn so vor den oben erwähnten Einflüssen des Wassers. Mit ihren kräftigen und stark verzweigten Wurzeln befestigen sie die Uferbereiche und schützen sie vor Unterspülung. In Anpassungen an ihren besonders dynamischen Lebensraum sind Weiden, wie alle Pioniergehölze, schnellwüchsig und kurzlebig. In ihrer kurzen Lebenszeit von durchschnittlich 20 Jahren können sich bis zu 30 Meter hohe Bäume, wie z.B. die Silberweiden, entwickeln, oder aber auch nur wenige Zentimeter große Zwergsträucher, wie z.B. die Bäumchen-Weide. Auch in Blatt- und Knospenform können sich die einzelnen Arten erheblich voneinander unterscheiden. Allen gemeinsam sind jedoch die charakteristischen Weidenkätzchen. Die wohl kleinsten einheimischen Gehölzsamen können mit Hilfe des Windes beachtliche Strecken überwinden.
Kulturhistorische Nutzung
Nicht nur für die Weiden selbst, sondern auch für den Menschen erwiesen sich die biegsamen Zweige als äußerst nützlich. Vor allem die Zweige der Korb- und Bruchweiden dienten als ausgezeichnetes Rohmaterial für das Flechten von Körben oder für das Bauhandwerk. Dabei gilt die Faustregel: Je schmaler die Blätter, desto besser lassen sich die Zweige flechten. Um den jährlichen Ertrag von jungen, besonders biegsamen Weidenzweigen zu erhöhen, wurden die ausschlagfreudigen Weiden zu so genannten Kopfweiden verschnitten. Im Zuge der Industrialisierung nahm die Bedeutung der Weidenflechterei jedoch ab und damit auch der Anteil an Kopfweiden.
Neben der Bedeutung für das Handwerk besaßen Weiden in der Vergangenheit auch eine medizinische Bedeutung. So wurde der in der Rinde enthaltene Wirkstoff Salicin als fiebersenkendes Mittel und zur Rheumabehandlung verwendet.
Projekte
Maßnahmen zur Förderung der Weichholzaue bei Tangermünde
Gemeinsam mit Schülern des Diesterweg-Gymnasiums Tangermünde, der Stadt Tangermünde und dem Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ sowie unter fachlicher Anleitung der Biosphärenreservatsverwaltung wurde im April 2011 eine Weichholzpflanzung, als Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Arten- und Biotopvielfalt im Biosphärenreservat, durchgeführt. Dabei wurden auf einer ca. 1ha großen Fläche, in unmittelbarer Nähe zum Stadtgebiet Tangermünde, etwa 1500 Stecklinge aus vier einheimischen Weidenarten, Schwarzpappel und Flatterulme gesetzt. Die Nachfolgepflege des Gebietes wird in Zusammenarbeit mit den oben genannten Partnern gewährleistet.
Weideninitialpflanzungen am Rehkolk Apollensdorf
Im Rahmen eines Modellprojektes zum Schutz und Management des Elbebibers im Landkreis Wittenberg koordinierte der Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ eine der praktischen Umsetzungsmaßnahmen. Dabei wurden zur Schaffung eines Biberlebensraums, auf einem ca. 230m langen Flussabschnitt am Rehkolk Apollensdorf im Landkreis Wittenberg, Weideninitialpflanzungen durchgeführt. Unter Berücksichtigung des geeigneten Geschlechterverhältnisses (männlich/weiblichen 3:1) wurde ausschließlich autochthones, also gebietsheimisches, Pflanzmaterial verwendet.
Weidenlehrpfad
Als Bestandteil des Lehrpfadsystems rund um das Informationszentrum des Biosphärenreservats wurde ein kleiner Weiden-Lehrpfad angelegt. Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Biberfreianlage, da Weiden die Nahrungsgrundlage des Bibers bilden. Entlang des Weidenlehrpfades werden über 10 verschiedene, in der Elbaue autochthone (gebietsheimische) Weidenarten, jeweils mit einem männlichen und einem weiblichen Exemplar vorgestellt.